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Die Depression (auch die leichtere bis mittelschwere Form) ist eine ernst zu nehmende Erkrankung mit enormem Leidensdruck bis hin zur Suizidgefahr. Unbehandelt nimmt sie meist einen chronischen Verlauf, der zu sozialem Rückzug, zu körperlichen Folgeerkrankungen und oft auch zur Sucht (insb. Alkohol, Essen,Tabletten) führt.

Menschen mit einer leichteren bis mittelschweren (“minor”) Depression zeigen oft schon bis in die Kindheit zurückreichende charakterliche Vorläufer mit Schüchternheit und Selbstunsicherheit. Die Anfälligkeit hierfür und für eine spätere Depression ist in negativen Kindheitserfahrungen und in einer genetischen Veranlagung - einer angeborenen Neigung zu ängstlich-unsicheren Reaktionen - begründet. Letztere kann jedoch durch besonders liebevolle, Geborgenheit und Unterstützung vermittelnde Bemutterung ausgeglichen werden. Umgekehrt können auch Kinder ohne eine solche genetische Veranlagung durch massive Vernachlässigung oder Misshandlung eine solche Selbstunsicherheit ausbilden.

Durch diese Charakter-Entwicklung ist das spätere Risiko für eine depressive Erkrankung deutlich erhöht, so dass z.B. durch einen im Erwachsenenleben erlittenen Verlust oder eine gravierende Enttäuschung die depressive Erkrankung ausgelöst wird. Dabei können die Erkrankten meistens trotz der Depression ihren grundlegenden Beschäftigungen in Familie und Beruf weiter nachgehen, allerding ohne Freude, mit vermindertem Antrieb und mit herabgesetzter Leistungsfähigkeit. Häufig leiden sie auch zusätzlich unter Angstgefühlen und einer weiten Palette weiterer Symptome (z.B. Schlafstörungen, Unruhe, Libidoverlust, Schmerzen, Muskelverspannungen), die im Laufe der Zeit in körperliche Organerkrankungen übergehen können. Nicht selten ist eine Depression auch eine Folgeerkrankung einer vorausgehenden Angststörung, was bei der Behandlung berücksichtigt werden muss.

Auch die leichtere bis mittelschwere Depression ist nicht nur eine subjektive Sichtweise, sondern geht mit körperlichen Veränderungen (u.a. Dichte-Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen) einher und ist keineswegs durch gutes Zureden (“Kopf hoch!”, “Es wird schon wieder”), Disziplin oder ein bisschen Trost zu beheben. Auch Schnellverfahren wie eine rein medikamentöse Therapie oder eine “kognitive Therapie” bieten nur für 10 bis 15 % der Patienten eine ausreichende Hilfe. Meistens leiden die Patienten nicht nur an einer falschen Denkweise oder einer vorübergehenden Hormonstörung, sondern haben Probleme in vielen Lebensbereichen wie Partnerschaft, Selbstwerterleben, soziale Kompetenz u.a.. Dazu blicken sie auf eine lange, bis in die Kindheit reichende Folge von schmerzlichen Enttäuschungen und Kränkungen zurück. Hier ist in der Regel eine tiefenpsychologisch oder psychoanalytisch orientierte Langzeittherapie vonnöten, um ausreichenden Lebensmut und Stabilität wiederzugewinnen. Die oben angesprochenen körperlichen Begleiterscheinungen einer Depression verbessern sich durch eine erfolgreiche Psychotherapie ebenfalls. Bei nicht ausreichender Behandlung sind die erreichten Besserungen meist nur von kurzer Dauer und die Tendenz zur Chronifizierung ist groß.

Bei der schweren (“major”) Depression wird häufig davon ausgegangen, dass es sich um eine vorwiegend Stoffwechsel-bedingte und vom seelischen Erleben weitgehend unabhängige Erkrankung handelt, weshalb sie früher “endogene Depression” genannt wurde. Trotz des gleichen Wortes und des gleichen Leitsymptoms, der traurig-bedrückten Verstimmung, unterscheiden sich die beiden Formen der Depression doch erheblich.

Die major Depression beginnt oft plötzlich im mittleren Erwachsenenalter, ohne dass dem erkennbare Anlässe vorausgehen. Der Verlauf ist meist phasenhaft, d.h. dass nach einer depressiven Episode auch wieder Jahre einer normalen, ausgeglichenen Stimmung liegen können oder auch Phasen mit unrealistischer Hochstimmung (manische Phasen). Während schwerer depressiver Episoden ist der Patient weitgehend handlungsunfähig, fühlt sich bis zur Lähmung müde und ist durch schuldbeladene Selbstzweifel in der Realitätswahrnehmung blockiert. Die Behandlung schwerer depressiver Episoden gehört in den Bereich der Psychiatrie und erfolgt meistens stationär und medikamentös. Nach WHO liegt diese “endogene Depression” aber nur in 5 bis 10 % der Depressions-Erkrankungen vor. Die mittelschwere bis leichtere Depression ist ungleich häufiger.

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